Heidi – nach der TV-Serie von 1974

Heidi | Lizenzausgabe vom Unipart Verlag 1987

Heidi entstand bis 1974 unter der Regie von Isao Takahata beim Studio Zuiyo Enterprise. Daneben führten auch Hayakawa Atsuji und Kuroda Masao Regie. Verantwortlicher Produzent war Takahashi Shigeto. Die Serie war auch eine frühe Zusammenarbeit von Regisseur Takahata mit dem späteren Regisseur und Oscar-Preisträger Hayao Miyazaki, die später das Anime-Studio Ghibli gründeten. Miyazaki war bei Heidi für Szenenrahmen und Bildschirmzusammenstellung verantwortlich sowie in der Konzeptphase beteiligt. Das Charakterdesign und Animationsleitung lagen bei Yōichi Kotabe. Die Storyboards schrieb Yoshiyuki Tomino und künstlerischer Leiter war Masahiro Ioka.

Für das 1969 von Takahashi Shigehito gegründete Studio war die Serie die erste eigene Produktion, nachdem es zunächst nur als Nachauftragnehmer anderer Studios tätig war. So kam es, dass die Beteiligten, viele zuvor von anderen Unternehmen zu dieser neuen Produktion hinzugestoßen, besonders viel Energie und Aufwand in die Serie steckten. So wurden aufwändige Recherchen und Reisen unternommen. Das Produktionsteam befand sich, so Miyazaki, „ein Jahr lang im Ausnahmezustand“, um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Es sollte eine Kinderserie entstehen, die nicht so „frivol“, „angepasst und schludrig“ ist wie die Produktionen ihrer Zeit. Auch die frühere Arbeit und Miyazaki und Takahata an aufwändigen Kinoproduktionen bei Toei Animation hatte ihren Anteil an diesem Anspruch. Ein Teil der Mitarbeiter, darunter Takahata und Miyazaki, reiste einen Monat in die Schweiz in die Gegend von Maienfeld und nach Frankfurt, besichtigten die Schauplätze und fertigten Fotografien und Zeichnungen an. Die Landschaft sollte so möglichst realistisch nachempfunden und der Serie eine authentische Stimmung gegeben werden. Anders als beispielsweise die amerikanischen Verfilmung von 1937, die vollständig in den Schwarzwald gelegt wurde, wurde sich bemüht, die Alpen naturgetreu nachzuempfinden. In technischer Hinsicht führten die Ansprüche dazu, dass entgegen der ursprünglichen Anweisung kostengünstig drei Einzelbilder gleich zu belichten („shoot on threes“), wie es sich im Fernseh-Anime etabliert hatte, erheblich mehr Bildfolien produziert wurden. So waren es nicht selten 8.000 pro Folge, während für frühere Serien 2.500 Cels oder etwas mehr verwendet wurde, um kostendeckend arbeiten zu können. Auch die Inszenierung der Animation geschah mit größerer Sorgfalt. Für eine Szene im Vorspann, in der Peter und Heidi sich an den Händen halten und tanzen, wurden Miyazaki und Yōichi Kotabe auf den Parkplatz des Studios geschickt. Hier stellten sie die Szene nach und machten Bilder, um diese als Vorlage für die Animation zu verwenden.

Die Animeserie ist bis auf wenige Details ungewöhnlich textgetreu für eine Fernsehadaption. In den 52 Folgen konnten alle Haupt- und Nebenhandlungen des Romans aufgegriffen werden. Dennoch wurden neue Schwerpunkte gesetzt; so Heidis Tierliebe und die Rolle der Natur betont, indem weitere Tiere wie der Bernhardiner Joseph oder der Vogel Piep eingeführt werden. Der Konflikt mit Peter wurde entschärft, der im Anime weniger grummelig und sympathischer als im Buch dargestellt wird. Claras Rollstuhl zerschellt im Anime durch einen Unfall, während Peter ihn im Buch aus Eifersucht den Berg hinunterwirft. Vor allem ändert sich jedoch der Charakter der Geschichte, indem die christlichen Untertöne, die sich in den religiös aufgeladenen Motiven von Schuld, Sühne und Vergebung zeigen, komplett entfallen, da diese dem sowohl shintoistisch wie buddhistisch geprägten Publikum zu unverständlich gewesen wären. Mindestens Isao Takahata war bereits vor der Produktion des Animes Leser der Heidi-Romane. Er wollte mit seiner Heidi-Adaption vor allem auf die japanische Sehnsucht nach blauem Himmel, Bergen mit weiß eingedeckten Gipfeln, grünen Wiesen, Bergtieren und einer reinen fehlerlosen Unschuld reagieren. Es wurde bewusst und gezielt auf Action-Elemente verzichtet und ein langsames Erzähltempo gewählt. Das Schweizer Mädchen Heidi wurde mit einem süß-liebenswürdigen Kawaii-Appeal versehen, der sich zu jener Zeit in Japan etablierte. Der Entwurf orientierte sich an dem von beiden 1968 noch bei Toei Animation produzierten Film Taiyō no Ōji: Horusu no Daibōken.

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Weitere Verwertungen
Heidi brachte eine in Europa bisher unbekannte Menge an Merchandising-Artikeln für Kinder mit sich. Heidi tauchte als Sammelfigur bei Heimo und in Folge auch gedruckt auf Bettwäsche, Tassen, Malbüchern, Geschirr usw. auf. Insgesamt gab es über 100 Heidi-Produkte allein in Deutschland. Ebenso neu war eine Zweitverwertung der Heidi-Drehbücher als Hörspiele. Es gab zehn Hörspiel-LPs und -Kassetten beim Label Poly (Kinder-Sparte der Polydor), die später vom Karussell-Verlag neu aufgelegt wurden. Diese Hörspiele enthalten die Original-Dialoge mit den Original-Sprechern der Zeichentrickserie in mehr oder weniger stark gekürzter Form – so wurden vor allem einige Nebenhandlungen in Frankfurt komplett herausgeschnitten.

1975 gab der spanische Verlag Ediciones Recreativas eine Comic-Adaption der Serie in Auftrag und veröffentlichte sie ab dem gleichen Jahr. Der Bastei-Verlag gab diese Hefte ab 1977 auf Deutsch heraus. Die Veröffentlichung hielt vier Jahre an und umfasste schließlich 179 Ausgaben. Eine italienische Übersetzung erschien ab 1978 bei Ediboy.

Quelle: Wikipedia Version vom 04.04.2020